Heute beginnt die letzte Etappe der Reise. Ich bin extra sehr zeitig aufgestanden, damit ich meinen Zug nicht verpasse. Ich bin also schon viel zu früh am Bahnhof, weil das Auschecken viel schneller ging als gedacht.

Mein Ticket hier gilt nicht für einen bestimmten Zug, sondern für eine Reisezone. Daher habe ich einfach gleich einen Zug eher genommen. Ich musste mehrfach umsteigen auf dem Weg nach Brüssel und der letzte Umstieg war etwas kurz (5 min). Da ich jetzt aber schon eher gefahren bin, hatte ich in Brüssel auch mehr Zeit zum Umsteigen. Vor allem aber würde mich das im Falle einer Verspätung nicht den Anschluss kosten. Abgesehen davon war die Reise unproblematisch. Mein Ticket war wieder erste Klasse, daher hatte ich immer gut Plätze und reichlich Raum.

Belgien ist nicht ganz so schön wie die Niederlande. Nicht so gepflegt. Erinnert mich aber sehr an Frankreich, obwohl ich da noch nie war.

In Brüssel dann habe ich einen längeren Aufenthalt, da hier auch ein Grenzübertritt stattfindet. 50 min sind im Reiseplan eingeplant um zum Gleis zu kommen und 45 min für den Grenzübertritt. Für mich war das im Prinzip nicht nötig. Die Sicherheitskontrolle ist sehr entspannt und da ich EU Bürger bin (und Brexit erst noch kommt) läuft der Grenzübertritt auch schnell und automatisch ab. Reisepass in das Lesegerät, duchgehen, und das wars.

Ich verbringe also dann etwa eine anderthalbe Stunde im Englischen Teil der Bahnhofs in einem Café, trinke Milchshake und lade meine Geräte.

Eurostar

Ist ein bisschen wie auf dem Flughafen, mit extra Wartebereich. Und dann fährt der Eurostar ein, und wir können auf den Bahnsteig. Es ist ein ziemlich langer Zug. Jeder hat einen reservierten Sitzplatz. Ich sitze am Fenster, an einem 4er Tisch von dem nur 2 Plätze besetzt sind. Neben mir eine junge Französin. Praktischerweise gibt es in diesem Zug spezielle Regale zur Gepäckablage. Daher muss ich meinen Koffer nicht wie in Deutschland ständig hoch hieven. Davon hatte ich eine Weile lang Muskelkater.

Eurostar

Dann geht es los. Durch Belgien und Frankreich fährt der Zug nur mittelmäßig schnell. Einfahren in den Tunnel ist wesentlich unspektakulärer als gedacht. Er kündigt sich kurz vorher durch Zäune und Maschendraht an und dann wird es einfach plötzlich dunkel draußen. Der Zug wird jetzt schneller und etwa 15-20 min später wird es auch schon wieder hell. Wir sind in England. Und jetzt rast er auch in hoher Geschwindigkeit weiter. Wie im Flugzeug auch gibt es unterwegs etwas zu Essen und zu Trinken. Ist kalt und eher mittelmäßig, aber immerhin.

Leider hält dieser Zug erst in Ebbsfleet. Unterwegs fahren wir durch Ashford, von wo aus ich wesentlich schneller nach Canterbury käme. Tatsächlich fährt der Zug den ich von Ebbsfleet nach Canterbury nehme auch wieder durch Ashford.

Ebbsfleet selbst ist eher unspektakulär und ruhig heute. Ich muss eine ganze Weile auf meinen Zug warten, aber ich werde es wohl trotzdem noch rechtzeitig an die Uni schaffen für meinen Check-in, da der Empfang um 16 Uhr schließt. Der Zug hat, wie der Eurostar praktischerweise ein Regal für große Gepäckstücke. Allerdings muss ich dennoch kurz den Gang teilweise blockieren, weil das Regal gerade voll ist. Aber es gibt immerhin noch freie Sitzplätze.

Und dann bin ich auch schon da. Fotos gibt’s erst mal nur ganz wenige, weil mein Handy fast tot ist, hätte es mal im Eurostar laden sollen, und nur dort drauf ist mein Arrival Pass, den ich brauche um in die Wohnung rein zu kommen. Es reicht gerade noch dafür zu googeln welchen Bus ich nehmen muss, von wo und wo ich aussteigen muss. Morgen kommen dann Bilder.

Die Busfahrt kostet 2.30£, ganz schön viel, aber dafür fährt sie quasi vor die Tür. Ist trotzdem aufregend, weil die Stationen nicht angesagt werden, und an den kleinen Schildern kaum erkennbar sind. Ich verfolge also mit, auf meinem langsam den Geist aufgebenden Handy. Dazu ist der Bus auch noch recht voll und ich will nicht ins obere Stockwerk, wegen des schweren Koffers. Die Busse hier sind alle Doppelstock, allerdings nicht rot.

Ein paar Minuten später endet die Fahrt. Die Uni ist wirklich ein bisschen wie ein kleines Städtchen neben der Stadt. Ich weiß zwar ungefähr wo das Wohnheim ist, allerdings habe ich keine Ahnung wo der Empfang ist, bei dem ich mich melden muss. Also irre ich noch ein paar Minuten herum, bis mir jemand begegnet, der hier wohnt und mir die Richtung weißt. Kurz danach habe ich meine Schlüssel und bin eingewiesen wie die Post und die Wäsche funktioniert und kann wieder gehen.

Ein Eichhörnchen

Mein Zimmer ist zum Ende des Gebäudes hin, mit dem Fenster weg vom Campus. Ich schaue quasi direkt in ein kleines Waldstück. Als ich hinausschaue sehe ich direkt vor dem Fenster ein Eichhörnchen (Foto rechts). Die Größe ist eigentlich gar nicht so schlecht. Zwar gibt es recht wenig Bodenfläche, dafür aber einen sehr großen Schreibtisch, einen großen Schrank, einen Sessel und ein 1,20m Bett. Ich habe also doch nicht die kleinste Zimmer Version, sondern die etwas größere.

Das Zimmer

Das Bad erinnert etwas an einen Campingwagen und ist quasi ein keiner Raum der in die Ecke des Zimmers gebaut ist. Die Dusche ist nicht wirklich abgetrennt sondern hat nur einen Vorhang. Es ist wortwörtlich eine “Nasszelle”. Das ist aber gar nicht so schlecht, so ist es weniger Fläche zum reinigen.

Tatsächlich erinnert mich die ganze Wohnung ein bisschen an einen Campingwagen, weil die Wände, soweit ich beurteilen kann, nicht aus Beton sondern irgendetwas weicheres. Vielleicht Sperrholz oder Trockenbau so nach dem amerikanischen Modell? Und weil die Decke recht niedrig ist. Der Schreibtisch ist wie gesagt sehr gut. Er geht über die gesamte Breite der kurzen Zimmerseite. Ist eigentlich eher wie zwei mittelgroße, miteinander verbundene Tische. Was aber wirklich praktisch ist, das rings um den Schreibtisch herum großzügig Steckdosen abgebracht sind und 2 LAN Anschlüsse. Allerdings musste ich mit etwas Schrecken feststellen, dass die Anschlüsse anders sind als in Deutschland.

Ich bin also als nächstes noch einmal los, um einen Adapter, Essen und Toilettenpapier zu kaufen. Auf dem Campus gibt es direkt einen Laden, der in der Vorlesungszeit sehr großzügig geöffnet hat. Bis 24 Uhr nachts und auch sonntags bis um 6. Allerdings ist er nicht billig, vergleichbar vielleicht mit Konsum. Auf dem Weg habe ich auch gleich noch meinen Doktorvater im Büro besucht.

Nach dem die Einkäufe erledigt sind bin ich heute Abend noch direkt zum Stammtisch meiner Forschungsgruppe eingeladen im “Thomas Tallis Alehouse” unten in der Stadt. War super gleich am ersten Abend ein paar Leute um sich zu haben. Gerade weil ich ja schon die Letzten Tage eher alleine verbracht habe. Manch einen der 18 Leute im Pub kannte ich schon und alle mit denen ich gesprochen habe haben auch einen sehr netten Eindruck gemacht. Danach wurde noch beim Italiener zu Abend gegessen.